Untitled, 1997/98, Öl und Wachs auf textilem Bildträger über Holz, installiert mit Elektrokabel und Glühbirne; Leihgabe des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V. seit 1999; gestiftet von Stefanie Eisenlohr; © Lawrence Carroll, Courtesy Buchmann Galerie
Lawrence Carroll · Untitled
13. Juni 2017
Tir - séance Galerie J, 1961, Verschiedene Objekte, Gips, Farbe auf Holztafel unter Plexiglashaube (Schießbild); Leihgabe des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V.; Geschenk von Hans Bichelmeier anlässlich seines 65. Geburtstags 1998; © VG Bild-Kunst, Bonn 2013
Niki de Saint Phalle · Tir – séance Galerie J
13. Juni 2017

Tony Cragg
Ferryman

 
Untitled, 1997/98, Öl und Wachs auf textilem Bildträger über Holz, installiert mit Elektrokabel und Glühbirne; Leihgabe des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V. seit 1999; gestiftet von Stefanie Eisenlohr; © Lawrence Carroll, Courtesy Buchmann Galerie
Lebt und arbeitet in Wuppertal
1949 geboren in Liverpool
1966 – 1968 Labortechniker in der National Rubber Producers Research Association
1969 - 1970 Studium am Gloucestershire College of Art and Design, Cheltenham
1970 - 1973 Studium an der Wimbledon School of Art, Wimbledon
1973 - 1977 Studium an der Royal College of Art London
1976 Professur an der École des Beaux-Arts, Metz
1977 Übersiedlung nach Wuppertal
1979 - 1988 Lehrauftrag an der Kunstakademie Düsseldorf
1988 Turner Prize, London
1988 - 2001 Professor an der Kunstakademie Düsseldorf
1992 Chevalier des Arts et des Lettres
1994 Mitglied an der Royal Academy of Arts, London
2001-2006 Professor für Bildhauerei an der Universität der Künste Berlin
2002 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin - Sektion Bildende Kunst
Bis 2013 Rektor an der Kunstakademie Düsseldorf
Eine körpergroße russische Puppe – Matruschka (1989)-, die jeweils verkleinerte weitere Figuren in sich verbirgt, steht am Anfang der perforierten Skulpturen aus Bronze von Tony Cragg. Die physische Begrenzung und Sichtbarriere der Skulpturenhaut wurde soweit aufgehoben, dass die inneren, wesenbestimmenden Strukturen sichtbar werden. „Diese Transparenz bildet auch die Grundlage einiger in neuerer Zeit entstandenen Skulpturen, wie zum Beispiel Envelope, die versuchen, solche Formen zu verstehen und zu erfahren, und die gleichzeitig ihr inneres und äußeres Leben sichtbar machen. In diesen Arbeiten wird die Auseinandersetzung mit Maßstab von den inhärenten Beziehungen der Arbeit dominiert, und die damit verbundenen Emotionen sind stark und fordernd. Sie besitzen eine für das Erfassen ihrer Komplexität unerlässliche Ausdehnung, machen neugierig, stellen Fragen, die die Grenzen von Territorien, Zonen und deren Überschreitung betreffen, und erzeugen sogar eine Atmosphäre der Unsicherheit.“(T. Cragg 1996) Die dünne Haut der durchlöcherten Bronzehülle von Tony Craggs 1997 enstandenem Ferryman ruft tatsächlich eine Verunsicherung hervor. Trotz ihrer gewichtigen Materialwirkung besitzt diese sich in den Raum ausbreitende Skulptur eine optische Leichtigkeit und ermöglicht ein ungehindertes Erfassen, wobei das offene System dennoch keine definitive figurative Deutung zulässt. In der Relation der Teilelemente zum Ganzen greift diese Skulptur Craggs in inversiver Form auf das Arbeitsprinzip früherer Werke zurück, in denen gefundene Plastikmaterialien zu Menschensilhouetten umgeformt wurden und damit eine poetische Aufladung der bedeutungslosen Wegwerfmaterialien – in Erweiterung der Gedanken der Arte Povera – möglich wurde. Das Ineinander verschiedener Rundkörper und Aushöhlungen in der Skulptur Ferryman meint nicht die individualisierte Figuration eines Fährmanns, als vielmehr seine verborgene Bedeutung, die Gedanken an ein fremdes Ufer überzusetzen gestattet. Der Betrachter ist aufgefordert, im Inneren der Vorstellungsbilder seinen Aufenthalt zu suchen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die griechische Mythologie zu befragen und in der Skulptur die Synthese des Fährmanns Charon mit dem Wächter der Unterwelt, dem dreiköpfigen Hund Cerberus zu sehen.

RL