Green Forest, 1994, Gouache und Acryl auf Leinwand; Leihgabe des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V. seit 2005; © VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Stefan Szczesny · Green Forest
16. August 2017
Der Märtyrer, 1985, Bronze, Porzellan, Holz und Stahl; Leihgabe des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V. seit 1991; Geschenk von Rudolf Scharpff; © Dieter Teusch, Kunsthalle Mannheim
Dieter Teusch · Der Märtyrer
16. August 2017

Susa Templin
Landscaping

 
Landscaping, 2002, Installation; Leihgabe des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V. seit 2004; © VG Bild-Kunst, Bonn 2013
1965 geboren in Hamburg
Lebt und arbeitet in Frankfurt am Main

1985-1988 Studium an der Hochschule der Künste, Berlin
1989-1991 Studium an der Städelschule, Frankfurt am Main
2008-09 Dozentin an der Bergen National Academy of Arts, Norwegen

Mit „Landscaping“ bezeichnet Susa Templin eine Serie von Installationen, für die sie verschiedene Fotografien zu einem Landschafts-Diorama collagierte, zu einem - nicht ganz ironiefreien – Traumwald imaginierte: Der Wald im Innenraum platziert, scheint im Gebäude der Kunsthalle zu wachsen, während draußen die urbane Betriebsamkeit fluktuiert.

Noch heute wird dem Medium Fotografie ein dokumentarischer Charakter zugesprochen. Doch mit dem fotografischen Abzug, bei dem die Arbeit des Fotografen meist aufhört, beginnt für Susa Templin die eigentliche Auseinandersetzung mit dem Medium an sich. Ihre Fotografien dokumentieren nicht die Wirklichkeit, sondern ihre eigenen Konzepte, Anliegen, Fiktionen. Ihr Thema ist die Beschäftigung mit der Fotografie als Skulptur, mit Fläche und Raum, mit Realität und Imagination. Mittel den zweidimensionalen Charakter aufzuheben, ist das Prinzip aus ihren Fotografien Rauminstallationen zu konstruieren - so wird aus der flach wiedergegebenen, abgebildeten Dreidimensionalität eine tatsächliche.

„Landscaping“ bedeutet eine Landschaft zu erzeugen, zu erschaffen: präsentiert in „Soft focus“, mit gerade hinreichend Auflösung, um einen Baum hier und einen Ast dort zu erkennen. Die nicht klar abgegrenzten, offenen Formen, die Mehrfachperspektive, die Unklarheit und Tiefe, die extremen Nahaufnahmen lassen den Hintergrund in Unschärfe versinken und erwecken den Eindruck eines unbegrenzten Waldes. Die Natur, ihre Geräusche, ihre „romantische“ Stimmung umgibt den Betrachter, findet dort einen Resonanzraum und schafft zugleich den Eindruck bloße Vision oder Vorstellung zu sein.

Denn diese Bäume, diese überdimensionierte Landschaft ist eine konstruierte, künstliche Natur. Auf den zweiten Blick erkennt man diverse Versatzstücke: in Plastikgras eingebettete Baum-Modelle aus dem Archi-tekturbedarf, dahinter und daneben kleine trockene Äste, Blätter, Pilze und Unkraut (aus dem Central Park) zu einer verwunschenen Landschaft angeordnet, sorgfältig komponiert. In ihrem Atelier nimmt Templin die Fotografien als Material und sie zu zerschneiden, zu falten, zu kombinieren, eine über die andere zu kleben, sie monumental zu vergrößern. Das handwerkliche Verfahren ist ihr auch als Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie wichtig, um seine Bedingungen, Beschränkungen und Möglichkeiten zu untersuchen.