Blumenstillleben No. 242, 2004, Öl auf textilem Bildträger; Leihgabe des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V.; © VG Bild-Kunst, Bonn 2013
Anton Henning · Blumenstillleben No. 242
13. Juni 2017
Gesicht mit Bogen, 1984, Styropor und Gaze, bemalt; Schenkung des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V. 1985; © VG Bild-Kunst, Bonn 2013
Antonius Höckelmann · Gesicht mit Bogen
13. Juni 2017

Barbara Hepworth
Stringed Figure (Gothic)

 
Stringed Figure (Gothic), 1954, Lindenholz, innen weiß bemalt, und Saiten; Erworben mit Unterstützung des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V. 1983; © Bowness, Hepworth Estate
1903 geboren in Wakefield, England
1920 - 1921 Studium an der Leeds School of Arts, Freundschaft mit Henry Moore
1921 – 1924 Studium am Royal College of Art, London
1924 – 1926 Studienaufenthalte in Florenz, Carrara und Rom, Italien
1932 / 1933 Reisen nach Frankreich. Kontakte zu Brancusi, Braque, Picasso und Arp
1934 Umzug nach St. Ives, Cornwall, England
1950 Teilnahme an der Biennale in Venedig
1955 und 1959 Teilnahme an der documenta I und II in Kassel
1962 / 1963 Ausstellung in der White Chapel Gallery, London
1964 Errichtung der Grossplastik „Single Form“ vor dem UNO Hauptquartier, New York
1975 gestorben in St. Ives, England

Die Lebenswege von Barbara Hepworth und Henry Moore wiesen immer wieder Parallelen auf. Beide stammten aus der Grafschaft Yorkshire, studierten, teilweise zusammen, zunächst in Leeds und dann am Royal College of Art in London. In den dreißiger Jahren fanden sie zu immer stärkerer Abstraktion, die im Werk von Hepworth, die sich dem Konstruktivismus aufgeschlossen zeigte, ausgeprägter ist. Beide gehörten zur jungen britischen Avantgarde, zu den Gruppen „Seven und Fice Society“ und „Unit One“, die den Anschluss an die Moderne vollzog. Seit den fünfziger Jahren dann waren die beiden Bildhauer international erfolgreich, führten einen großen Werkstattbetrieb und waren für eine ganze Epoche stilbildend. Hepworths Skulptur Figur mit Saiten(gotisch) von 1954 ist typisch für die Zeit des Erfolgs. Die Künstlerin hat die schlanke, hohe, leicht organisch abgerundete Form direkt, ohne ein Modell in Originalgröße aus einem Lindenstamm herausgearbeitet. Auffallend ist der Kontrast zwischen der glatt polierten Außenseite, auf der eine schöne, zarte Maserung sichtbar ist, und der ausgehöhlten Innenseite, die weiß ausgemalt und wie ein Klangraum mit Fäden verspannt ist. Die Rückseite ist durch zwei ovale Löcher aufgebrochen. Hepworth greift hier auf ihr schon vor dem Zweiten Weltkrieg unter dem Einfluss Naum Gabos und Brancusis entwickelts Formenvokabular zurück (das Loch hat sie 1932, noch vor Henry Moore, in die britische Plastik eingeführt). Mit der Durchdringung des plastischen Körpers öffnet sie diesem dem Raum, schafft ein spannungsvolles, vielfältiges Wechselspiel zwischen außen und innen, positiver und negativer Form. Der Hohlraum wird betont mitgestaltet. Plastik wird zum Resonanzkörper. In der stelenhaften Figur mit Saiten (gotisch), die in ihrem Atelier in St. Ives, einem alten Fischer- und Künstlerort an der Küste Cornwells im Südwesten Großbritanniens, entstanden ist, zeigt sich noch ein weiterer Aspekt ihres Gestaltens: der seit der Nachkriegszeit typische Bezug zum Organischem, Figürlichem. An archaische Setzungen erinnernd, erscheint die Skulptur wie ein magisches, spirituelles Zeichen.

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