Max, 1992, Photographie auf Plexiglas, Aluminium, Holz, ausgestopfter Vogel, Licht, Motor; Leihgabe des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V. seit 2006; Schenkung der Galerie Max Hetzler, Berlin; © Jon A. Kessler, Kunsthalle Mannheim
Jon A. Kessler · sieben Arbeiten
14. Juni 2017
Raumplastik, 1960, Edelstahl, mit Silberhartlot geschweißt; Leihgabe des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V. seit 1998; gestiftet von Heinrich Vetter, Ilvesheim; © Norbert Kricke Archiv, Berlin
Norbert Kricke · Raumplastik
14. Juni 2017

Jannis Kounellis
Senza titulo

 
Senza titulo, 1985, Stahlplatten, Kohle in Säcken, Stahlträger; Objekt zum Teil bemalt; Leihgabe des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V. seit 2000; Ankauf mit besonderer Unterstützung von Freudenberg & Co., Weinheim/ Bergstraße; MVV Energie AG, Mannheim; Mannheimer Versicherung AG; Wilhelm Müller-Stiftung Mannheim, Dr. Heinrich Vetter, Ilvesheim; sowie aus Spenden anlässlich des 75. Geburtstages von Manfred David, Mannheim, ©VG Bild-Kunst, Bonn 2013
1936 geboren in Piräus, Griechenland
Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Athen 1956 Studium an der Akademie der Bildenden Künste, Rom
60er Jahre Mitbegründer der Arte Povera Bewegung
1972 - 1982 Teilnahme an der documenta V, VI und VII
1993 - 2001 Professor an der Kunstakademie Düsseldorf sowie mehrfacher Teilnehmer an der Biennale in Venedig
gestroben im Februar 2017

Es scheint sinnlos, sich der großen Bild-Assemblage von Jannis Kounellis formal zu nähern. Da sind zwei Metallplatten, braun bemalt, sechs Steinkohlesäcke, in zwei Reihen nebeneinander angeordnet, ebenfalls braun bemalt und offen, sodass die Kohlestücke fast herauszufallen drohen, sowie vier in demselben Erdton übermalte Eisenträger, die sowohl den Bildgrund als auch die Kohlesäcke einspannen und diese somit an der Wand halten. Was übrig bleibt zu sagen, ist, dass es die Eisenträger sind, die aus dem Objekt ein Tableau machen. Die Eisenträger sind der visuelle Angelpunkt mit der die körperlich-plastische Dimension des Wandobjektes in eine Bildhaftigkeit komprimiert wird. Jannis Kounellis arbeitet mit der Wiederholung, dem Aufgreifen und Umformen von Materialelementen und Motiven, mit denen er seine Bildsprache lebendig und erweiterbar hält. Eines dieser Motive ist das Feuer, die Gasflamme, welche Rußflecken an der Wand zurücklässt, in Aktionen eingebettet ist oder schlicht an Metalltafeln, Bettrosten oder auf dem Boden fixiert aus dem Gasbrenner lodert. Das Gasfeuer verströmt eine aktive Energie in den Raum, heizt diesen auf und gibt ein gleißendes Licht ab. Das Feuer wird zu einem Träger der kreativen Energie. Es ist ein bildhaftes Bedeutungselement, das wie ein Multiple verwendet, stets einen neuen Kontext schafft und einen historischen Prozess in Gang hält. Dabei wiederholt Jannis Kounellis nicht die Geschichte der Kunst, sondern lebt die Kunst, die er als komprimierten „Einakter“ in Handlung setzt. Das Steinkohlezitat von Kounellis in der Mannheimer Wandkonstruktion hält nunmehr nur noch eine potenzielle Energie bereit, die aufgeschlüsselt werden muss. Die braune Farbe über dem Bildobjekt, die wie eine dünne Erd – oder Patinaschicht auf der Oberfläche liegt, verweist auf das Dahinter von Materialkombination und Bedeutung. Die Kohle dient jenseits ihrer ursprünglichen Funktion als Transportmittel einer visuellen Reflexion. „Seitdem ich Kohlehaufen ausstelle, weiß ich, dass ich ein zum Tode Verurteilter bin, der seine Haut zu retten versucht.“ (Jannis Kounellis 1988)

RL