In den 80er Jahren machte sich in der jungen Kunstszene ein “Hunger nach Bildern” breit, der sich von den rationalistischen Denkräumen der Minimal und Concept Art und der multimedialen Ausrichtung zwischen Videokunst und Performance absetzte. Die ungestüme Malerei der Neuen Wilden spielt sich auf riesigen Leinwänden ab, deren leuchtende Farbigkeit Bildmythen mit privaten Gegebenheiten vermischt. Innerhalb einzelner Bildserien entstehen bei Rainer Fetting Wandlungen und Spannungsmomente, an denen der innere Kampf auf dem Gemälde deutlich ablesbar wird.
Die unmittelbare Auseinandersetzung mit der Farbe und das ausschnitthafte Fokussieren der Figur und des Umraumes fallen in dem Gemälde Man and Fire, das Rainer Fetting 1989 in New York gemalt hat, sofort ins Auge. Der Kopf des männlichen Aktes ist ebenso abgeschnitten wie der untere Abschluss der Metalltonne, aus der ein Feuer hoch hinausschlägt. Es wird auf diesem Gemälde mehr gezeigt als New Yorker Obdachlose und Außenseiter, die sich an improvisierten Feuern in den kalten Winternächten in den Parks oder Straßenschluchten wärmen. Denn wie die Figuren und das Feuer mit den Bäumen des Parks zu einer züngelnden Einheit werden, dem die tektonisch geschlossenen Hochhäuser entgegenstehen, das hat Rainer Fetting in einem früheren Bild gezeigt. Im Mannheimer Gemälde sitzt eine Aktfigur wie in einem Interieurbild am Feuer, tatsächlich aber spielt sich auch hier eine Szene im Freien ab. Dargestellt ist Desmond, Modell und Freund Rainer Fettings. Es wird ein schmerzliches Gefühl nachvollziehbar, gerade weil die Hände des Mannes mitten in das Feuer greifen und das Bild diese Situation eingefroren – wie das Standbild eines Filmes – wiedergibt. Das Widernatürliche und Unbenennbare dominiert in diesem Gemälde. Aber gerade mit der Kombination von männlichem Akt am Feuer und dem Feuer in der Tonne kommt eine existentielle Befindlichkeit zum Ausdruck. Den Rest besorgt der beschnittene Bildraum, die Verdoppelung im Gemälde, wie der Fuß des farbigen Aktes analog zu dem des Baumes mit dem Grund verschmilzt, dessen Schneekälte das Ausharren zu einem Überlebenskampf macht.
„Realität ist eine Art Bewusstsein oder Erfahrung, die man gemacht hat, und dafür findet man eine Metapher.“(Rainer Fetting 1986)
RL