Porte de l'enfer, 1880-81; Guss 1992, Bronze; Exemplar 2/4; Leihgabe des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V. seit 1992; Ankauf aus Spenden der Mitglieder mit besonderer Unterstützung von Gasversorgung Süddeutschland GmbH, Stuttgart; Badischer Sparkassen- und Giroverband, Mannheim; ÖVA-Versicherungen, Mannheim; Fuchs Petrolub AG, Mannheim; Gisela und Hermann Freudenberg, Weinheim/Bergstraße; Hans-Joachim Deckert, Köln; © Kunsthalle Mannheim
Auguste Rodin · Porte de l’enfer, 1880-81
14. August 2017
Fliegen, 1988, Holz, teilweise bemalt, und Stahl (Sockel); Leihgabe des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V. seit 1989; © Hans Scheib, Kunsthalle Mannheim
Hans Scheib · Fliegen
16. August 2017

Vera Röhm
Kappa – 2 x 90° Winkel

 
Kappa – 2 x 90° Winkel, 1987, Ulmenholz und Plexiglas; Leihgabe des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V. seit 2001; gestiftet von Dr. h.c. Heinrich Vetter, Ilvesheim; © VG Bild-Kunst, Bonn 2013
Vera Röhm
Lebt und arbeitet in Darmstadt und Paris

1943 geboren in Landsberg / Lech
1962 – 1967 Studium an der École Cantonale des Beaux–Arts et des Art Appliqués, Lausanne
Seit 1972 Material- und Winkelergänzungen, Installationen in der Landschaft
1995 Wilhelm-Loth-Preis, Kunstpreis der Stadt Darmstadt

Wie eine Raumklammer, mit der die Koordinaten des Raumes – Höhe, Breite und Tiefe – nachgezeichnet werden, entfaltet sich die offene Form der über die Körpermaße deutlich hinausragenden Holzskulptur von Vera Röhm. Das breite, massive Vierkantholz einer Ulme zeigt die Wunden einer brachialen Krafteinwirkung: An zwei Stellen wurde der glatt gehobelte Stamm durchgebrochen und zeigt das gewaltsam geöffnete Innere. Im künstlerischen Verarbeitungsprozess hat Vera Röhm diese Gewalteinwirkung kompensiert, in dem sie die Kanten des Vierkantholzes im 90°- Winkel miteinander verband und die leeren Gelenkstellen mit Plexiglas ergänzte. „Ergänzen – Hinzufügen – Nachtragen“ – diese Begriffskombinationen kennzeichnen die unterschiedlichen Herangehensweisen von Vera Röhm an der Schnittstelle ihrer Arbeit zwischen der Natur und dem künstlichen Material Plexiglas. Mit Kappa – dem 10. Buchstaben des griechischen Alphabets – hat Vera Röhm die lastende und schwebende Wirkung eines gewichtigen Holzkörpers gleichzeitig visualisiert. Denn auf den ersten Blick scheint der hoch aufragende Vertikalbalken frei in der Luft zu stehen. Mit dem Lichteinfall und dem Umgehen der Skulptur löst sich das labile Gleichgewicht auf und schlägt in einen Stillstand um. Silberig hell glänzende Luftblasen zeugen von der eingefangenen Zeit im Plexiglas. Das Plexiglas jedoch hält einen doppelten Boden bereit: Je nach dem Blickwinkel verdoppelt es die Versplitterungen des Holzmaterials, indem es diese zugleich optisch vergrößert und perspektivisch verkürzt wiedergibt. Die Gelenkstellen des durchsichtigen Materials werden auf diese Weise zu einem Brennglas der Wahrnehmung, die zwischen den amorph ausgefaserten Holzsplittern des Stammes und der geometrischen Geradlinigkeit der aus einem liegenden und stehenden 90°-Winkel bestehenden Skulptur ausgleicht. Der Energiefluss, der aus der kontrastiven Gegenläufigkeit der Ergänzung zwischen opakem und durchsichtigem Material, offener und geschlossener Struktur herrührt, führt zu einer erweiterten Naturwahrnehmung.

RL